Das Dorf San Jose Buenavista liegt im Bezirk San Cristobal in Chiapas, dem südlichsten Bundesland von Mexiko, an der Grenze zu Guatemala. Hier hat im Jahr 1996 der Soziologe Raul Sanchez Benitez das Projekt "Landwirtschaftsschule" gestartet. Die Idee dahinter war, der indianischen Bevölkerung alternative Anbaumethoden zu vermitteln, damit sich auch Familien mit geringen ökonomischen Mitteln mit lebenswichtigen Agrarprodukten selbst versorgen können.
Die Planungen waren am Laufen, als zu Weihnachten 1997 das Militär in einer Kirche ein Massaker an den aufständischen Zapatisten verübte. 45 Menschen wurden getötet, die Überlebenden flohen nur mit dem, was sie bei sich hatten. Um den Flüchtlingen helfen zu können, sammelte der Weltladen Eisenstadt Spenden, von denen lebensnotwendige Nahrungsmittel, Medikamente, Decken und Kleidung gekauft wurden.
Aus geographischen und politischen Gründen wurde der Standort für die geplante Schule Anfang des Jahres 1998 in das Nachbardorf San Jose del Carmen verlegt. Bereits wenig später konnte mit der Errichtung der Schule begonnen werden. Trotz mehrmaliger Unterbrechung und Verzögerung der Arbeiten (starke Regenfälle, wochenlange Stromausfälle oder notwendige Feldarbeiten der Arbeiter) wurde das Hauptgebäude nach etwa einjähriger Bauzeit fertiggestellt. Als nächstes fingen die Beteiligten mit dem Bau des Glashauses und der Möbel für das Haupthaus an. Ende 1999 konnten diese Arbeiten abgeschlossen werden. Inzwischen sind auch noch ein Hühnerstall, ein Nebenhaus mit Küche, die "Cabana", Regenwasser-Auffangbecken (das größte fasst 100000 Liter Wasser), Werkstätten für die Frauen des Dorfes und ein weiteres Gewächshaus hinzugekommen.
Am 29.1.2000 wurde die Schule "Bolom del Carmen" eröffnet und wenig später der Schulbetrieb aufgenommen. Die ersten Schüler begannen die zweijährige Ausbildung, an deren Ende jeder ein Diplom als "landwirtschaftlicher Fachmann" erhält.
Unterricht gibt es in verschiedenen Bereichen:
In der Tischlerwerkstatt lernen die Schüler sowohl theoretisch als auch praktischen die richtige Verwendung von Werkzeug.
Ein Schamane lehrt "Kräuterheilkunde" und die Teilnehmer pflanzen im Glashaus medizinische Kräuter und Blumen, die auch zu Salben weiterverarbeitet werden.
Im Sektor "Landwirtschaft" werden verschiedene Sorten Gemüse gepflanzt, um die Nahrung der Dorfbewohner zu ergänzen. Es konnten unter anderem bereits Salat, Radieschen, Chilis, Karotten, Bohnen und Mais geerntet werden.
In der Werkstatt für Frauen werden Kerzen hergestellt und jeden Samstag gibt es eine Nähstunde. Während die Mütter im Unterricht sind, betreuen zwei freiwillige Helferinnen die Kinder.